Kumite: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Karalex
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 2: Zeile 2:
[[File:K1PL Berlin 2018-09-16 Female Kumite –50 kg 31.jpg|thumb|300px|Kumite Wettkampf in Berlin, 2018]]
[[File:K1PL Berlin 2018-09-16 Female Kumite –50 kg 31.jpg|thumb|300px|Kumite Wettkampf in Berlin, 2018]]


Kumite ist eine japanische Wettkampf- und Trainingsform, in welcher zwei Gegner ohne vorheriger Absprache der Techniken gegeneinander kämpfen. Im Training können je nach Kampfsportart unterschiedliche Stufen des Kumites existieren, in denen die Angriff- und Abwehrtechniken je nach Stufe vorgeschrieben sein können.
Kumite ist eine Disziplin im Kampfsport, die den freien oder teilweisen freien Kampf zwischen zwei Gegnern umfasst. Dabei stehen Timing, Präzision und Reaktionsfähigkeit im Mittelpunkt. Je nach Stilrichtung und Trainingsziel variiert Kumite von streng vorgegebenen Übungsabfolgen bis hin zu freiem Wettkampf, bei dem Techniken spontan eingesetzt werden. Es dient sowohl der Verbesserung technischer Fähigkeiten als auch der Vorbereitung auf Wettkämpfe.


==Etymologie==
==Etymologie==
{| class="wikitable" style="width:50%"
{| class="wikitable"
|+
|+
!Bezeichnung
!Bezeichnung
Zeile 27: Zeile 27:


==Geschichte ==
==Geschichte ==
Im traditionellen Karate gab es kein Kumite. Dies ist eine neue Erscheinung, welche sich erst im 20. Jahrhundert etablierte. Es entstand unter dem Vorbild der Wettkämpfe im [[Judo]], Taekwondo, Boxen und anderem Kampfsportarten. Der Großmeister des Karate Gichin Funakoshi hat die Versportlichung des Karate mit einer gewissen Bitterkeit gesehen, da er die grundlegenden erzieherischen Werte des Karate dadurch in Gefahr sah. Letztlich stellte er aber auf Drängen seiner Schüler erste Kumiteformen zusammen, die die Grundlagen der Kumiteformen im [[Shotokan]]-Karate darstellen.
Im traditionellen Karate existierte ursprünglich kein Kumite. Diese Praxis entstand erst im 20. Jahrhundert, inspiriert von Wettkämpfen in anderen Kampfsportarten wie Judo, Taekwondo und Boxen. Karate-Großmeister Gichin Funakoshi betrachtete die Versportlichung des Karate mit Skepsis, da er die grundlegenden erzieherischen Werte des Karate gefährdet sah. Dennoch stellte er auf Drängen seiner Schüler erste Kumite-Formen zusammen, die heute die Grundlage der Kumite-Übungen im [[Shotokan]]-Karate bilden.


Bei den Olympischen Spielen 2021 in Japan war Kumite (neben Kata) einmalig als Disziplin vertreten.
Bei den Olympischen Spielen 2021 in Japan war Kumite (neben Kata) einmalig als Disziplin vertreten.


==Formen==
==Formen==
Heute wird der Karateka durch ein mehrstufiges System von Kumiteformen an den Freikampf (Jiyu-Kumite) herangeführt. Dabei ist zu beachten, dass es in den unterschiedlichen Karate-Stilrichtungen auch andere Kumiteformen gibt. Die Bezeichnung Kihon weist darauf hin, dass die Techniken in ritualisierter (grundschulmäßiger) Form vorgetragen werden.
Heutzutage wird der Karateka schrittweise durch ein mehrstufiges System von Kumite-Formen an den Freikampf (Jiyu-Kumite) herangeführt. Dabei variieren die Kumite-Formen je nach Karate-Stilrichtung. Der Begriff Kihon deutet darauf hin, dass die Techniken in einer ritualisierten, grundschulähnlichen Form ausgeführt werden.
* '''Kihon-Gohon-Kumite''': Zwei Opponenten stehen sich gegenüber. Der Angreifer wird festgelegt und dieser stößt fünfmal vor, während der Verteidiger abwehrt und rückwärts geht. Auf die letzte Verteidigungsaktion folgt noch ein Gegenangriff. Die Angriffs- und Abwehrtechniken sind hierbei genau festgelegt. Die Technik für den Gegenangriff ist in der Regel frei wählbar.
* '''Kihon-Gohon-Kumite''': Zwei Opponenten stehen sich gegenüber. Der Angreifer wird festgelegt und dieser stößt fünfmal vor, während der Verteidiger abwehrt und rückwärts geht. Auf die letzte Verteidigungsaktion folgt noch ein Gegenangriff. Die Angriffs- und Abwehrtechniken sind hierbei genau festgelegt. Die Technik für den Gegenangriff ist in der Regel frei wählbar.
* '''Kihon-Sanbon-Kumite''': Dies entspricht dem Gohon-Kumite, es erfolgen aber nur drei (San) Angriffe und Verteidigungen.
* '''Kihon-Sanbon-Kumite''': Dies entspricht dem Gohon-Kumite, es erfolgen aber nur drei (San) Angriffe und Verteidigungen.
Zeile 43: Zeile 43:


==Wettkampf==
==Wettkampf==
Ziel des Wettkampfs ist es, in einer Zeit von drei Minuten mehr Punkte als der Gegner zu erreichen. Gekämpft wird auf einem 8x8 Meter großen Mattenbereich, welche nicht verlassen werden darf. Sieger ist derjenige Kämpfer, der innerhalb der Kampfzeit 8 Punkte in Führung liegt bzw. der nach Ablauf der regulären Kampfzeit punktemäßig in Führung liegt. Erzielt keiner der beiden Kämpfer einen Punkt oder endet der Kampf unentschieden, entscheidet einer Mehrheit der Kampfrichter.
Im Wettkampf-Kumite besteht das Ziel darin, innerhalb von drei Minuten mehr Punkte als der Gegner zu erzielen. Der Kampf findet auf einem 8x8 Meter großen Mattenfeld statt, das nicht verlassen werden darf. Ein Kämpfer gewinnt, wenn er innerhalb der Kampfzeit mit 8 Punkten in Führung liegt oder nach Ablauf der Zeit die meisten Punkte erzielt. Bleibt der Punktestand gleich oder endet der Kampf ohne Punkte, entscheidet die Mehrheit der Kampfrichter über den Sieger.


Die Regeln werden von der World Karate Federation (WKF) vorgegeben. Vollkontakt ist im Kumite Wettkampf verboten, stattdessen dürfen die Techniken durch kontrollierte Bewegungen lediglich den Gegner berühren. Für wertbare Techniken werden durch das Kampfgericht lt. aktuellem Reglement 1 – 3 Punkte (1-Yuko, 2 Waza-Ari, 3-Ippon) vergeben. Zur Vergabe der Wertungspunkte bzw. zur Aussprache von Verwarnungen und Strafen wird der Kampf unterbrochen. Um faire Wettkämpfe zu gewährleisten, werden die Teilnehmer zudem in Gewichtsklassen eingeteilt.
Die Regeln werden von der World Karate Federation (WKF) festgelegt. Vollkontakt ist untersagt; Techniken dürfen den Gegner nur leicht und kontrolliert berühren. Punktwertungen richten sich nach dem aktuellen Reglement: 1 Punkt (Yuko), 2 Punkte (Waza-Ari) und 3 Punkte (Ippon). Für Punktvergaben, Verwarnungen oder Strafen wird der Kampf kurzzeitig unterbrochen. Um Chancengleichheit zu gewährleisten, erfolgt die Einteilung der Teilnehmer in Gewichtsklassen.


===Punktvergabe===
===Punktvergabe===
Zeile 55: Zeile 55:


=== Kampfrichterbegriffe ===
=== Kampfrichterbegriffe ===
{| class="wikitable" style="width:90%"
{| class="wikitable"
|+
|+
!Kommando
!Kommando

Version vom 16. Dezember 2024, 09:52 Uhr

Kumite Wettkampf in Berlin, 2018

Kumite ist eine Disziplin im Kampfsport, die den freien oder teilweisen freien Kampf zwischen zwei Gegnern umfasst. Dabei stehen Timing, Präzision und Reaktionsfähigkeit im Mittelpunkt. Je nach Stilrichtung und Trainingsziel variiert Kumite von streng vorgegebenen Übungsabfolgen bis hin zu freiem Wettkampf, bei dem Techniken spontan eingesetzt werden. Es dient sowohl der Verbesserung technischer Fähigkeiten als auch der Vorbereitung auf Wettkämpfe.

Etymologie

Bezeichnung Herkunft Übersetzung
Kumite 組手 jap. Begegnung der Hände
Kumi verbinden, zusammenfügen
Te Hand

Siehe auch: Wörterbuch

Geschichte

Im traditionellen Karate existierte ursprünglich kein Kumite. Diese Praxis entstand erst im 20. Jahrhundert, inspiriert von Wettkämpfen in anderen Kampfsportarten wie Judo, Taekwondo und Boxen. Karate-Großmeister Gichin Funakoshi betrachtete die Versportlichung des Karate mit Skepsis, da er die grundlegenden erzieherischen Werte des Karate gefährdet sah. Dennoch stellte er auf Drängen seiner Schüler erste Kumite-Formen zusammen, die heute die Grundlage der Kumite-Übungen im Shotokan-Karate bilden.

Bei den Olympischen Spielen 2021 in Japan war Kumite (neben Kata) einmalig als Disziplin vertreten.

Formen

Heutzutage wird der Karateka schrittweise durch ein mehrstufiges System von Kumite-Formen an den Freikampf (Jiyu-Kumite) herangeführt. Dabei variieren die Kumite-Formen je nach Karate-Stilrichtung. Der Begriff Kihon deutet darauf hin, dass die Techniken in einer ritualisierten, grundschulähnlichen Form ausgeführt werden.

  • Kihon-Gohon-Kumite: Zwei Opponenten stehen sich gegenüber. Der Angreifer wird festgelegt und dieser stößt fünfmal vor, während der Verteidiger abwehrt und rückwärts geht. Auf die letzte Verteidigungsaktion folgt noch ein Gegenangriff. Die Angriffs- und Abwehrtechniken sind hierbei genau festgelegt. Die Technik für den Gegenangriff ist in der Regel frei wählbar.
  • Kihon-Sanbon-Kumite: Dies entspricht dem Gohon-Kumite, es erfolgen aber nur drei (San) Angriffe und Verteidigungen.
  • Kihon-Ippon-Kumite: Hier erfolgt dann nur noch ein Angriff, unmittelbar gefolgt von Abwehr und Gegenangriff.
  • Jiyu-Ippon-Kumite: Es erfolgt eine Angriff-Abwehr-Gegenangriff-Sequenz in freier Form.
  • Okuri-Kumite: Es erfolgt nicht nur ein, sondern mehrere Angriffe, die zunächst abgewehrt werden müssen, bevor der Gegenangriff erfolgen kann.
  • Kaeshi-Kumite: Der Angreifer pariert den Gegenangriff nach einer Angriff-Abwehr-Gegenangriff-Sequenz und geht nun seinerseits zum Gegenangriff über.
  • Happo-Kumite: (Von Hachi, jap., acht) Acht Angreifer stellen sich gleichmäßig verteilt um einen Verteidiger und greifen ihn (ggf. nach kurzer Ansage) an, worauf der Verteidiger mit Abwehr und Gegenangriff reagiert.
  • Jiyu-Kumite: Absoluter Freikampf, bei dem weder Angriffs- noch Abwehrtechnik vorausgesagt werden. Die Übungspartner stehen sich frei gegenüber. Meist wird der Begriff „Jiyu-Kumite“ in Bezug auf einen Wettkampf im sportlichen Sinne benutzt.

Wettkampf

Im Wettkampf-Kumite besteht das Ziel darin, innerhalb von drei Minuten mehr Punkte als der Gegner zu erzielen. Der Kampf findet auf einem 8x8 Meter großen Mattenfeld statt, das nicht verlassen werden darf. Ein Kämpfer gewinnt, wenn er innerhalb der Kampfzeit mit 8 Punkten in Führung liegt oder nach Ablauf der Zeit die meisten Punkte erzielt. Bleibt der Punktestand gleich oder endet der Kampf ohne Punkte, entscheidet die Mehrheit der Kampfrichter über den Sieger.

Die Regeln werden von der World Karate Federation (WKF) festgelegt. Vollkontakt ist untersagt; Techniken dürfen den Gegner nur leicht und kontrolliert berühren. Punktwertungen richten sich nach dem aktuellen Reglement: 1 Punkt (Yuko), 2 Punkte (Waza-Ari) und 3 Punkte (Ippon). Für Punktvergaben, Verwarnungen oder Strafen wird der Kampf kurzzeitig unterbrochen. Um Chancengleichheit zu gewährleisten, erfolgt die Einteilung der Teilnehmer in Gewichtsklassen.

Punktvergabe

  • 3 Punkt(e) - Ippon: Kick gegen Kopf oder irgendeine Technik gegen einen geworfenen/liegenden Gegner
  • 2 Punkt(e) - Waza-Ari: Kick gegen Chudan, also der Körpermitte
  • 1 Punkt(e) - Yuko: Schläge/Stöße gegen Jodan, also den Kopf, oder Chudan

Kampfrichterbegriffe

Kommando Bedeutung Kommando Bedeutung
Hajime Kämpft Yame Stop
Tsuzukete Weiterkämpfen Kachi Sieger
Tsuki Fauststoß Uchi Faustschlag
Geri Beintechnik Hansoku Auschluss
Hikiwake Unentschieden Chukoku Strafwertung
Keikoki Strafwertung Hansoku Chui Strafwertung
Aka rot Ao blau
Yuko 1 Punkt Jodan obere Körperzone
Waza-Ari 2 Punkte Chudan mittlere Körperzone
Ippon 3 Punkte Gedan untere Körperzone
Jogai unerlaubtes Verlassen der Matte Hantei Kampfrichterentscheidung
Senshu Vorteil (bei ersten Punkt vergeben)

Quellen