Kumite ist eine Disziplin im Kampfsport, die den freien oder teilweisen freien Kampf zwischen zwei Gegnern umfasst. Dabei stehen Timing, Präzision und Reaktionsfähigkeit im Mittelpunkt. Je nach Stilrichtung und Trainingsziel variiert Kumite von streng vorgegebenen Übungsabfolgen bis hin zu freiem Wettkampf, bei dem Techniken spontan eingesetzt werden. Es dient sowohl der Verbesserung technischer Fähigkeiten als auch der Vorbereitung auf Wettkämpfe.

Kumite Wettkampf in Berlin, 2018

Etymologie

Bezeichnung Herkunft Übersetzung
Kumite 組手 jap. Begegnung der Hände
Kumi verbinden, zusammenfügen
Te Hand

Kumiteformen

Bezeichnung Herkunft Übersetzung
Kihon-Gohon-Kumite jap. Begegnung der Hände
Kihon-Sanbon-Kumite verbinden, zusammenfügen
Kihon-Ippon-Kumite Hand
Jiyu-Ippon-Kumite
Okuri-Kumite
Kaeshi-Kumite
Happo-Kumite
Jiyu-Kumite

Siehe auch: Wörterbuch

Geschichte

Im traditionellen Karate existierte ursprünglich kein Kumite. Diese Praxis entstand erst im 20. Jahrhundert, inspiriert von Wettkämpfen in anderen Kampfsportarten wie Judo, Taekwondo und Boxen. Karate-Großmeister Gichin Funakoshi betrachtete die Versportlichung des Karate mit Skepsis, da er die grundlegenden erzieherischen Werte des Karate gefährdet sah. Dennoch stellte er auf Drängen seiner Schüler erste Kumite-Formen zusammen, die heute die Grundlage der Kumite-Übungen im Shotokan-Karate bilden.

Bei den Olympischen Spielen 2021 in Japan war Kumite (neben Kata) einmalig als Disziplin vertreten.

Formen

Heutzutage wird der Karateka schrittweise durch ein mehrstufiges System von Kumite-Formen an den Freikampf (Jiyu-Kumite) herangeführt. Dabei variieren die Kumite-Formen je nach Karate-Stilrichtung. Der Begriff Kihon deutet darauf hin, dass die Techniken in einer ritualisierten, grundschulähnlichen Form ausgeführt werden.

  • Kihon-Gohon-Kumite: Zwei Opponenten stehen sich gegenüber. Der Angreifer wird festgelegt und dieser stößt fünfmal vor, während der Verteidiger abwehrt und rückwärts geht. Auf die letzte Verteidigungsaktion folgt noch ein Gegenangriff. Die Angriffs- und Abwehrtechniken sind hierbei genau festgelegt. Die Technik für den Gegenangriff ist in der Regel frei wählbar.
  • Kihon-Sanbon-Kumite: Dies entspricht dem Gohon-Kumite, es erfolgen aber nur drei (San) Angriffe und Verteidigungen.
  • Kihon-Ippon-Kumite: Hier erfolgt dann nur noch ein Angriff, unmittelbar gefolgt von Abwehr und Gegenangriff.
  • Jiyu-Ippon-Kumite: Es erfolgt eine Angriff-Abwehr-Gegenangriff-Sequenz in freier Form.
  • Okuri-Kumite: Es erfolgt nicht nur ein, sondern mehrere Angriffe, die zunächst abgewehrt werden müssen, bevor der Gegenangriff erfolgen kann.
  • Kaeshi-Kumite: Der Angreifer pariert den Gegenangriff nach einer Angriff-Abwehr-Gegenangriff-Sequenz und geht nun seinerseits zum Gegenangriff über.
  • Happo-Kumite: (Von Hachi, jap., acht) Acht Angreifer stellen sich gleichmäßig verteilt um einen Verteidiger und greifen ihn (ggf. nach kurzer Ansage) an, worauf der Verteidiger mit Abwehr und Gegenangriff reagiert.
  • Jiyu-Kumite: Absoluter Freikampf, bei dem weder Angriffs- noch Abwehrtechnik vorausgesagt werden. Die Übungspartner stehen sich frei gegenüber. Meist wird der Begriff „Jiyu-Kumite“ in Bezug auf einen Wettkampf im sportlichen Sinne benutzt.

Wettkampf

Im Wettkampf-Kumite besteht das Ziel darin, innerhalb von drei Minuten mehr Punkte als der Gegner zu erzielen. Der Kampf findet auf einem 8x8 Meter großen Mattenfeld statt, das nicht verlassen werden darf. Ein Kämpfer gewinnt, wenn er innerhalb der Kampfzeit mit 8 Punkten in Führung liegt oder nach Ablauf der Zeit die meisten Punkte erzielt. Bleibt der Punktestand gleich oder endet der Kampf ohne Punkte, entscheidet die Mehrheit der Kampfrichter über den Sieger.

Die Regeln werden von der World Karate Federation (WKF) festgelegt. Vollkontakt ist untersagt; Techniken dürfen den Gegner nur leicht und kontrolliert berühren. Punktwertungen richten sich nach dem aktuellen Reglement: 1 Punkt (Yuko), 2 Punkte (Waza-Ari) und 3 Punkte (Ippon). Für Punktvergaben, Verwarnungen oder Strafen wird der Kampf kurzzeitig unterbrochen. Um Chancengleichheit zu gewährleisten, erfolgt die Einteilung der Teilnehmer in Gewichtsklassen.

Punktvergabe

  • 3 Punkt(e) - Ippon: Kick gegen Kopf oder irgendeine Technik gegen einen geworfenen/liegenden Gegner
  • 2 Punkt(e) - Waza-Ari: Kick gegen Chudan, also der Körpermitte
  • 1 Punkt(e) - Yuko: Schläge/Stöße gegen Jodan, also den Kopf, oder Chudan

Kampfrichterbegriffe

Kommando Bedeutung Kommando Bedeutung
Hajime Kämpft Yame Stop
Tsuzukete Weiterkämpfen Kachi Sieger
Tsuki Fauststoß Uchi Faustschlag
Geri Beintechnik Hansoku Auschluss
Hikiwake Unentschieden Chukoku Strafwertung
Keikoki Strafwertung Hansoku Chui Strafwertung
Aka rot Ao blau
Yuko 1 Punkt Jodan obere Körperzone
Waza-Ari 2 Punkte Chudan mittlere Körperzone
Ippon 3 Punkte Gedan untere Körperzone
Jogai unerlaubtes Verlassen der Matte Hantei Kampfrichterentscheidung
Senshu Vorteil (bei ersten Punkt vergeben)

Quellen